Was für eine Verrückte Zeit. Für uns alle. Seit zwei Wochen sind die Schulen in Sachsen geschlossen und wir alle sind zu Hause. Eine ziemliche Herausforderung einerseits, aber auch eine ziemlich schöne Sache andererseits. Ich erinnere mich daran, als wir den Hof kauften, das wir davon träumten den ganzen Tag hier sein zu können und unseren Alltag ganz auf dem Hof leben wollten. Die Kinder im Hofalltag mit dem Rhythmus der Natur lernen zu lassen und unsere Kraft in den Hof und die Aufgaben, die er uns gibt, zu investieren.
Das findet gerade statt und es ist wirklich schön.
Natürlich funktioniert es nur so gut, weil wir in der privilegierten Situation sind, soviel Erwachsene und Kinder hier zu haben. Wir unterstützen uns gegenseitig, und jeder hat Jemanden zum Spielen und Reden und keiner ist mit seiner Aufgabe allein.
Der Morgen beginnt, sobald die Kleinsten aufgewacht sind. Die Jungs machen gemeinsam mit Stefan die Tiere, lassen sie raus und füttern sie und freuen sich über das Eis in den gefrorenen Wasserstellen der Tiere, was fachmännisch mit dem Hammer zerschlagen wird. Die beiden dürfen dann erstmal spielen, bis es Frühstück gibt. Jeder Tag ist da etwas anders. Manchmal frühstücken wir alle gemeinsam, manchmal ziehen sich die einzelnen Familien zurück.
Dann gehen wir in unsere Lernteams. Die Kindergartenkinder sind gemeinsam mit Stefan und Andreas draußen: spielen, bauen, werkeln… was gerade so ansteht, während die Schulkinder mit den Erwachsenen Unterricht haben bzw. die Erwachsenen Homeoffice machen. Da nicht alle gleich viel Hilfe brauchen. Die große, 6.Klasse, schafft das nämlich weitestgehend allein – oder aber es steht Mathe an – und man muss sich auch als Erwachsener an Bruchrechnen und Prozentrechnen erinnern , der Kleine, 1. Klasse, braucht da mehr Unterstützung.
Um 12 Uhr gibt es Mittagessen, das wird jeden Tag von jemand anderen gekocht, auch die großen Mädchen haben sich schon versucht und können so lebenspraktisch lernen. Beim Essen erzählt meist jeder, was er oder sie Interessantes gelernt hat.
Nach dem Mittagessen gehen alle in die Ruhe, machen Mittagsschlaf oder spielen etwas Ruhiges in ihren Zimmern oder machen, wie die großen Mädchen, Handarbeit oder Malen.
Um 15 Uhr ist der Unterricht auch für die Großen vorbei. Und wir essen gemeinsam Vesper auf der Wiese. Zum Glück haben wir so schönes Wetter und können von unserem Garten und der Wiese profitieren. Den Nachmittag gestaltet jeder wie er oder sie mag und es braucht. Meistens wird die Zeit von den Männern, die ja Vormittags die Kinder gehütet haben, genutzt um Homeoffice zu machen bzw. auf Arbeit zu fahren. Oder es wird etwas gebaut: Sei es das Spielhaus, das die Kinder zu Ostern bekommen sollen, den Hasenzaun, ja wir haben jetzt Hasen… die immer ausbrechen und uns ziemlich auf Trab halten, oder weiter an der Scheune. Wir Frauen stricken, gehen in den Garten oder heilen kleinere Verletzungen der wilden Kinder mit Liedern und Reimen.
Eigentlich alles wie immer.
Zum Abendessen um 18:30 Uhr kommen wir dann alle wieder zusammen. Um im Anschluss gemeinsam, also wir Frauen und die Kinder, Sport zu machen. Oh ja, das passiert wirklich. Erst eine Runde Kinderyoga und dann knallhartes Workout für die Großen. Gemeinsam macht das eine Menge Spaß.
Danach gehen die Kinder schlafen und die Erwachsenen freuen sich auf einen gemütlichen Abend auf der Couch oder, wie gestern, einen gemeinsamen Spieleabend.
Die Wochenenden sind eigentlich wie immer, Samstag Arbeitseinsatz an der Scheune, Sonntag Familienzeit. Eigentlich würde ich an dieser Stelle darauf hinweisen, dass wir uns sehr über Unterstützung freuen, aber das lasse ich jetzt mal lieber.
Trotz des turbulenteren Tagesablaufs bin ich überrascht, wie viel Zeit man doch plötzlich hat. So backen wir jetzt mindestens einmal die Woche Brot, was wir schon oft versuchten, aber nie wirklich in unseren Alltag integrieren konnten.
Seit gestern ist klar, dieser Zustand wird noch die nächsten zwei Wochen anhalten, wobei dann Osterferien sind und unser Rhythmus sich dann sicher noch mal ändern wird. Wenn ihr interessiert seit an unserem Alltag schaut doch mal bei Instagram vorbei. Dort veröffentlichen wir regelmäßig Bastelideen, Rezepte und Impressionen unseres Lebens in Gemeinschaft mit 6 Erwachsenen und 6 Kindern in einem Haus und einem Bad auf einem Dreiseit-Hof im Süden von Leipzig. Ihr findet uns unter @lobeleihof. Wenn ihr uns anderweitig, zum Beispiel durch einen Direktkredit zum Bauen und Sanieren der Scheune und der Gemeinschaftsräume unterstützen wollt, schreibt uns gern eine E-mail an: ev@lobelei.de
Ich kann mir wirklich nicht vorstellen, wie ich mit dieser Situation zurechtkommen würde, lebte ich in einer kleinen Wohnung ohne Balkon in der Stadt. Hätte also keinen Garten, keine Mitbewohner und keinen Bauwagen in den ich mich für mein Homeoffice zurückziehen könnte. In Gedanken bin ich bei all denen, die nicht dieses Privileg haben und spreche Euch meinen puren Respekt aus und hoffe für uns alle, dass sich diese, besondere Zeit, diese Ausnahmesituation bald einem Ende neigt.